Hat jemand („könnte“ - meinerseits leider nicht - vorausgesetzt) Zeit dafür?
Jene, die noch zu leichtfertig mit der Befolgung der Empfehlungen umgehen, zum Nachdenken zu bringen, scheint mir seit gestern Abend mehr den je nötig zu sein …
Tagsüber nimmt mich in der Regel mein privater Alltag stark in Anspruch. Zwischendurch informiere ich mich sporadisch im Internet über das Weltgeschehen – seit Corona verstärkt auch darüber, was sich in Deutschland (und viel zu oft bei DiB ) diesbezüglich tut. Da all das alles andere als erheiternd ist, bleibt der Abend normalerweise der Ablenkung und Unterhaltung vorbehalten (per Fernseher, nachdem ich Bücher o. Zeitungen nicht mehr lesen kann), so dass ich mir bestenfalls noch die Tagesschau ansehe.
Wegen der derzeitig rasend schnellen Entwicklung bin ich gestern von dieser Routine abgewichen und habe, in der Hoffnung auf faktenorientiertere Informationen, als sie die Online-Medien bieten, in diverse Specials, Magazine und Expertenrunden (Talkshows) hineingeschaut.
Bedrückend war für mich, dass alle Experten (Ärzte, Wissenschaftler bzw. forschende Virologen, Epidemiologen, Psychologen) große Besorgnis im Hinblick darauf äußerten, ob die bisher eingeleiteten Maßnahmen ausreichen, eine weiterhin schnelle Verbreitung des Virus einzudämmen.
Alle betonten übereinstimmend, dass die Notwendigkeit zur Einleitung drastischerer Maßnahmen allein davon abhänge, wie konsequent die bereits (je nach Risikograd in einzelnen Gebieten) ergriffenen Maßnahmen und Empfehlungen von der Bevölkerung eingehalten werden, was aber aktuell nicht im Entferntesten in dem erforderlichen Maße der Fall sei.
Psychologen berichteten von Erfahrungen bei früheren Epidemien/Pandemien, die gezeigt hätten, dass sich bei Krisen in weitaus größerem Ausmaß die negativen als die positiven Eigenschaften von Menschen Bahn brechen. Je kritischer die Situation und je größer die Angst vor den Folgen für das Individuum werde, desto stärker sei das Verhalten von Egoismus und ausufernden Emotionen – von absoluter Rücksichtslosigkeit bis hin zu tätlichen Angriffen – bestimmt.
Dazu passte der Bericht einer (in einer anderen Sendung) zugeschalteten Ärztin, die ihre Erlebnisse während ihres 14-stündigen Einsatzes in einem Testzentrum schilderte, vor dem eine endlose Schlange von Menschen stand, die sich testen lassen wollten. Die erkennbare Tatsache, dass nicht alle dran kommen würden (die Ärztin schaffte letztlich 80 Personen), hatte dazu geführt, dass sie sich 14 Stunden lang unaufhörlich verbalen Angriffen und Beschimpfungen ausgesetzt sah – von Einzelnen, die ihren Fall für besonders dringlich hielten, von Vielen, dass es zu langsam vorangehe etc. –, so dass es ihr immer schwerer fiel, freundlich und verständnisvoll zu bleiben, die Situation zu erklären und beruhigend auf die Menschen einzuwirken. Ihr Fazit: Sie sei, im Gegensatz zu ihrem freudigen Beginn, mit einem anderen Blick auf Menschlichkeit aus dem Einsatz herausgekommen.
Einige Experten waren der Meinung, es müsse – als Gegenwicht zu den, zur Generierung von Klicks, vielfach die falschen Aspekte hervorhebenden Medienberichten – seitens der Politik mehr zur sachlichen Aufklärung der Bevölkerung getan werden, um Ängsten entgegenzuwirken und die Einsicht zur Notwendigkeit der Einhaltung empfohlener Verhaltensweisen zu fördern. (Auf Twitter gibt es bereits ein Video #wirbleibenzuhause des Gesundheitsministeriums, nur werden damit – wieder einmal – nicht die erreicht, die nicht in den SoMe unterwegs sind.)
Gelinge dies nicht, müssten zwangsläufig Verbote an die Stelle von Empfehlungen und Mahnungen treten, so dass wir alle uns (zur Vermeidung italienischer Zustände, bei denen sogar bereits die Beerdigungsinstitute überfordet sind) mit drastischeren Maßnahmen konfrontiert sehen würden, z. B.:
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Komplette Abriegelung [hinein und heraus] einzelner Gebiete (wie bereits in Bayern, Mitterteich, Landkreis Tirschenreuth, geschehen)
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Generelle Ausgangssperre mit strengen Kontrollen der Einhaltung, bei Strafbarkeit der Zuwiderhandlung
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Zum Schutz besonders anfälliger Personen (z. B. Senioren, solchen mit Vorerkrankungen bzw. geschwächtem Immunsystem, etc.) Isolierung/Quarantäne
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Verlängerung der Schulschließungen (könnte schlimmstenfalls, je nach Dauer, für Schüler ein verlorenes Schuljahr bedeuten)
Zum Schluss noch die *Empfehlung zweier Ärzte : Sofern noch nicht geschehen, Grippe-Impfung nachholen, über 70-Risikogruppe unbedingt auch Pneumokokken-Impfung.