Die Welt im Wandel

Nicht nur in Krisenzeiten, aber dann natĂŒrlich besonders. Bloß wer traut sich schon an diese PrĂ€missen? Nicht mal hier schaffen wir 100% - was ich eigentlich erwartet hĂ€tte :wink:


oder es liegt zerstört am Boden. Da bleibt nur zu hoffen, dass nur das ZerstörungswĂŒrdige den Bach 'runtergeht.

Ich hĂ€tte nichts gegen ihre Erhaltung. Nur mĂŒssten dann die Laterale verschwinden, die du aus allzu guten GrĂŒnden gesetzt hast. Aus genau diesen GrĂŒnden schreib’ ich so was auch nur noch in GĂ€nsefĂŒĂŸchen - alles andere wĂ€re unlauter.


die aber keiner hören will, wenn man sich denn getraut, sie ĂŒberhaupt anzubringen.

Mhm- versuchst du gerade wieder, u.a. meinem grundsĂ€tzlichen Pessimismus entgegen zu wirken? Aber gut - suchen wir die BlĂŒmchen oder besser - sĂ€en wir ein paar weitere aus.

1 „GefĂ€llt mir“

Pessismismus als Masterplan ist grundsĂ€tzlich nicht zu begrĂŒĂŸen. Die BlĂŒmchen wachsen trotz Pessisimus des SĂ€enden, sie sind positiv gepolt. Pessismus als Materplan st nicht förderlich fĂŒr unsere gesellschaftliche Weiterentwicklung, sie behndert nur. Man muss negative Entwicklungen erkennen, sie benennen und dann beseitigen.

UnterschĂ€tze mal nicht das Potenzial der Pessimisten, die unseren erlauchten Herrschern pessimismusgesteuert und dennoch nicht völlig desillusioniert stĂ€ndig gewaltig in den A
 treten.

Man muss sich vor allem mit den allgegenwĂ€rtigen LĂŒgen auseinandersetzen.

1 „GefĂ€llt mir“

Bleiben wir besser auf dem Boden der RealitĂ€t: Es wird immer negative Entwicklungen geben, denen wir nicht gewachsen sind, die sich also nicht „beseitigen“ lassen werden.

Allseits bekannt ist sicherlich das unterschiedlichen Autoren zugeschriebene Gebet (das mir einmal als gerahmtes Bild geschenkt wurde, weil Geduld nicht gerade zu meinen Tugenden gehört :wink:):

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht Àndern kann,
den Mut, Dinge zu Àndern, die ich Àndern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Vor vielen Jahren habe ich dieses Gebet durch eine Textpassage aus der Predigt eines Pfarrers ersetzt, der es auf eine Art umformuliert hatte, die mich stÀrker ansprach:

„Give us the courage and energy, to change what must be altered,
the grace to accept with serenity what cannot be altered,
and the insight to know the one from the other.“

Abgesehen davon, fand ich die Abkehr vom „ich“ zum „wir“/„uns“ ganz entscheidend. Reduziert auf mich allein als Akteur hĂ€tte ich gezwungenermaßen ziemlich Vieles zu akzeptieren, wĂ€hrend ich zusammen mit anderen vielleicht durchaus etwas dazu beitragen könnte, notwendige Änderungen herbeizufĂŒhren (was mich letztlich zu DiB gebracht hat).

Ungeachtet dessen, dass diese Schlussfolgerung noch nicht durch entsprechende Erfolge als richtig bestÀtigt worden ist, hat sie mich noch nicht zum Masterpessimist oder gar Fatalist gemacht. Vielleicht fehlen ja nur noch mehr Akteure in diesem Team, um Erfolge zu erzielen . . . .

4 „GefĂ€llt mir“

Die einen sagen so, die anderen sagen so.

Die ich Form macht schon Sinn.
Zu viele verstecken sich zu sehr im wir.
Bei Dingen die zu tun sind wird daraus schnell die Anderen werden schon machen.
Bei Dingen die man besser nicht getan hĂ€tte kommt hĂ€ufig na die haben doch auch. (Lit. „Psychologie der Massen“, Le Bon)

1 „GefĂ€llt mir“

Naja. Wenn man sich genauer mit der römischen Republik und der Athenischen Demokratie auseinandersetzt wĂŒrde ich keineswegs sagen, dass die Römer weiter waren. (Falls „weiter“ ĂŒberhaupt ein sinnvoller Begriff ist, impliziert er doch eine zielgerichtete Entwicklung, die es nicht gibt).

Weder in Rom noch in Athen war die gesamte Bevölkerung zur Mitwirkung berechtigt (bei uns ĂŒbrigens auch nicht, aber der Anteil ist deutlich höher).

In Rom gab es Volksabstimmungen, bei denen durch das Verfahren explizit sicher gestellt wurde, dass der Ă€rmere Teil der Bevölkerung nichts zu sagen hatte. Nur, wenn die oberen Einkommensklassen sich nicht einig waren wurde er ĂŒberhaupt gefragt.

In Athen waren zumindest die als gleich angesehenen BĂŒrger (nur freie, mĂ€nnliche BĂŒrger, ja) wirklich weitgehend gleich. Ein erheblicher Anteil von ihnen (nahezu jeder, der nicht zu frĂŒh starb) hatte im Laufe seines Lebens die reale Chance, ein Amt zu bekleiden. Die Ämter waren zahlreich (einige hundert) und durch schnelle Rotation stĂ€ndig neu zu besetzen. Fast alle wurden ausgelost und alle arbeiteten in Gremien, Einzelentscheider gab es praktisch nicht. Die Athener wussten auch sehr genau, zeitgenössischen Quellen nach zu urteilen, dass dieses Verfahren Korruption effektiv vorbeugt.

Unser System, ebenso wie unsere Rechtsauffassung, unser Begriff von Freiheit und Eigentum, gehen maßgeblich auf Rom zurĂŒck, weniger auf Athen. Und die römische Republik könnte man wohl besser als Oligarchie als als Demokratie bezeichnen.

Eine ausfĂŒhrliche Beschreibung dieser Systeme wie auch der italienischen Stadtrepubliken findet sich bei Hubertus Buchstein: Demokratie und Lotterie.

Idealerweise sollte eine Auslosung aus allen BĂŒrgern per Zufall geschehen. Das ist dann nicht wirklich transparent, hat ja auch was mit Datenschutz zu tun, aber auch nicht interessengetrieben. Es gibt trotzdem viele Fallstrike bei gelosten Verfahren, allen voran den, dass Ergebnisse solcher Gremien, die nicht ins politische Konzept passen, ignoriert werden.

Und Transparenz ist kein Allheilmittel. Sie ist enorm wichtig, um mögliche Befangenheit von EntscheidungstrÀgern offen zu legen. Bei gelosten Gremien allerdings, die eine andere Dynamik entwickeln, wenn es gut lÀuft, kann zu viel Transparenz wertvolle Gruppenprozesse behindern.

Vielleicht waren sie damals zweckdienlich. Richtig waren sie nicht, was richtig ist steht fest, wir erkennen es nur nicht unbedingt. Definitiv waren sie nicht besonders funktional. Der Glaube an ein belebtes Universum, an Geister von Bergen und Seen u.Ă€. mag falsch sein, ist dem Überleben der Menschheit aber in jedem Falle dienlicher als westliche Wissenschaftlichkeit. Letztere dient dem Beherrschen der Natur, damit lĂ€sst sich viel erreichen (HochhĂ€user, Computer, Atombomben), aber Klima und Böden macht man so kaputt.

Ja. es stellt sich gerade heraus, das so ziemlich jede Geschichte, die wir ĂŒber uns erzĂ€hlen, grobe Fehler enthĂ€lt.

Ich wĂŒrde Tina da unterstĂŒtzen: Wir haben 70 Jahre neoliberale GehirnwĂ€sche hinter uns und davor einige Jahrhunderte kapitalistischen Individualismus. Wir wissen gar nicht mehr, wie viel Macht wir als Gruppen hĂ€tten. Aus gutem Grund, nur so sind die Vielen von den Wenigen steuerbar.

Wir mĂŒssen erkennen, dass wir als Gruppen stark sind, aber als horizontal organisierte Gruppen. Hierarchische Gruppen verleiten dazu, sich hinter einer/m FĂŒhrer*in zu verstecken, außerdem sind sie relativ leicht zu kooptieren. Man muss nur die FĂŒhrung unter Druck setzen oder ködern. Lose Netzwerke, egalitĂ€re Kooperativen sind viel schwieriger zu beherrschen. Solche Gruppen geben Mut und Halt, fördern KreativitĂ€t und Bewusstsein.

8 „GefĂ€llt mir“

Klar, weil sich Meinungen bei denen, die sie vertreten, je nach Alter und gemachten Erfahrungen, in der Regel zu einer bestimmten Grundhaltung verfestigen. Geht diese in Richtung Optimismus, werden sie nach den Pros suchen, bei eher pessimistischer Tendenz nach den Kontras, und beide Protagonisten werden das, was sie zur Untermauerung ihrer eigenen Meinung brauchen, finden.

Brillante Ideen mögen sich mit viel GlĂŒck im Einzelfall von selbst durchsetzen. Damit eine Meinung - und sei sie (z. B. hinsichtlich notwendiger Reformen oder VerĂ€nderungen) noch so erfolgversprechend - von denen gehört und aufgegriffen wird, die fĂŒr die Umsetzung sorgen könnten, braucht sie viele UnterstĂŒtzer, und damit sind wir halt bei der Macht, die aus der BĂŒndelung von Interessen zu der Macht der Vielen wird. Dass diese zu selten genutzt wird, liegt m. E. daran, dass sich ihrer noch viel zu wenige Menschen wirklich bewusst sind. - Auf dieser meiner persönlichen :innocent: „Psychologie der Massen“ beruht mein Plaidoyer fĂŒr ein „Wir“.

3 „GefĂ€llt mir“

Hallo Tina,
ist ja alles richtig. (hier zeigt sich mal wieder die (Un)Geeignetheit des Formates Chat)
NatĂŒrlich macht Einigkeit stark.

Wir leiden jedoch gerade darunter, dass man sich, trotz gleicher oder Àhnlicher Ziele, eben nicht einig ist.
Wieviel % Übereinstimmung fĂŒhren eigentlich zu einer Kooperation Gleichgesinnter?

Schaut man sich mal eine Wahl-O-Mat-Auswertung der Bundestagswahl 2021 an, mĂŒsste oder könnte es lĂ€ngst ein ParteienbĂŒndnis geben.
Die meisten bisherigen BemĂŒhungen waren jedoch nur bedingt erfolgreich.

Ich und Wir betrachte ich als Prozess.
Um als Wir etwas zu erreichen muss Ich erst einmal aktiv werden.
Und da liegt aktuell hÀufig das Problem.
UnabhÀngig von der Frage, was DiB eigentlich erreichen will und kann, könnte ein Schwerpunkt der Arbeit im Ausbau der Kooperationen liegen (wird ja auch schon intensiv verfolgt).

Also ja, Einigkeit macht stark, aber nur wenn Ich auch mitmache.

3 „GefĂ€llt mir“

Gerade in diesen Zeiten wird deutlich, wie wichtig eine solidarische, kooperative Haltung von Nöten ist - gegen die ganzen Žmultiplen KrisenŽ, und wie dies mit partikulÀren , autoritÀren, imperialen - habe ich was ausgelassen ? - Interessen konterkariert wird.

Es ist leichter auf Russland, China, etc. zu schimpfen als im eigenem Stall aufzurÀmen.

2 „GefĂ€llt mir“

Das ist auf den ersten Blick eine richtige Aussage.
Ich möchte die Frage stellen ob eine horizontal organisierte Gruppe wirklich effektiv agieren kann?
Diese Gruppe muss mit einer „Stimme“ sprechen um wahrgenommen zu werden. Ansonsten ist es nur ein Sprachgewirr, welches nur Verwirrung stiftet. Siehe Turmbau zu Babel. Es ist eine Frage der Kommunikation. Jeder in der Gruppe wird das gemeinsame „Ziel“ mit anderen Worte prĂ€sentieren. In einer horizontal organisierten Gruppe haben vielleicht alle das Gleiche Ziel, aber jeder in der Gruppe hat seine persönliche Gedanken zu den Themen. Es wird immer einen „VerhandlungsfĂŒhrer“ geben. Eine Vielzahl von Stimmen wird nur als Stimmengewirr wahrgenommen.
Das bedeutet nicht, dass ich einen „FĂŒhrerstatus“ gut heiße. Aber einen Sprecherstatus kann ich befĂŒrworten. Einen Sprecher fĂŒr eine Gruppe, die sich auf eine gemeinsam erarbeitete Zielvorgabe geeinigt hat, kann als VerhandlungsfĂŒhrer die Gruppe vertreten. Ein Sprecher, der selbstlos, das Ziel der Gruppe vertritt.

5 „GefĂ€llt mir“

In welcher Form sollen wir aktiv werden. Solange DiB im Nebel des Unbekannten schwebt und niemand weiß fĂŒr was DiB steht nutzt auch die beste Kooperation nichs. Die DiB-Tische waren ein guter vielversprechender Ansatz. Aber damit ist es nicht getan.
Ein weiterer Ansatz wÀre die PrÀsenz in den Medien, nicht nur in sozialen Medien.
Das wird einen langen Marsch erfordern und viel Geduld und Durchhaltevermögen.
Unsere heutige Welt ist schnelllebig geworden. Wenn etwas nicht sofort gelingt wird es aufgegeben.

Und hier liegt das Problem. Die Geduld aufzubringen sich auf einen langen Marsch zu einzulassen.

7 „GefĂ€llt mir“

Sprecher gibt es bei horizontalen Gruppen schon. Das mit dem selbstlos ist allerdings eine hohe Erwartung, da wĂŒrde ich mich nicht drauf verlassen. Die Erfahrung zeigt, dass wirklich dauerhaft horizontal organisierte Gruppen, z.B. sogenannte primitive Völker (die durchaus hochkomplex sein können) irgendeine Kontrolle haben, die verhindert dass jemand sich zum ersten unter Gleichen macht.

Ich halte es im ĂŒbrigen keineswegs fĂŒr einen Nachteil, wenn eine Gruppe nicht mit einer Stimme spricht. Die Wirkung von vertikal organisierten Gruppen mag auf den ersten Blick einleuchtender und dramatischer sein, aber wirkliche VerĂ€nderung bewirken sie schwerlich. Und zwar deshalb, weil die besten Absichten im Spiel mit der Macht nur selten dauerhaft Bestand haben. Es ist einfach so, dass man das Gute nicht mit bösen Mitteln durchsetzen kann, wie verlockend es auch sein mag, es ist dann einfach nichts gutes mehr. Viele Gruppen haben gewonnen, die französischen RevolutionĂ€re, die Bolschewiki, die GrĂŒnen, und doch wieder alten Wein in neuen SchlĂ€uchen serviert. Sicher: Sie alle haben etwas verĂ€ndert, nur nicht das erreicht, was sie ursprĂŒnglich wollten, nĂ€mlich Gerechtigkeit und Freiheit und ökologische Voraussicht.

Dagegen haben z.B. die Zapatisten keine Macht errungen, aber die mexikanische Regierung beißt sich seit 1994 die ZĂ€hne daran aus, sie zu korrumpieren. Die mexikanischen Regierungen haben viel Erfahrung damit, Widerstand niederzuschalgen, und ein wesentlicher Bestandteil der Strategie war ĂŒber Jahrzehnte, die FĂŒhrer an sich zu binden. Einer Bewegung, die keinen Kopf hat kann man so nicht beikommen. Die Zapatisten haben Sprecher, am bekanntesten Subcommandante Marcos, aber sie haben Mechanismen entwickelt um auch eine charismatische Person wie Marcos unter Kontrolle zu halten.

WĂ€hrend der Konquista haben die Spanier mit wenigen Mann die extrem brutalen und kriegerischen Atzteken recht schnell erobert, und zwar vollstĂ€ndig. Als sie in die Hauptstadt eingezogen sind konnten sie deren Machtapparat ĂŒbernehmen. Die dezentralen Maya haben sie nie vollstĂ€ndig besiegt (die Zapatisten sind z.B. ĂŒberwiegend Maya).

Fridays for future verhandelt nicht, Extinction rebellion verhandelt nicht, Occupy hat nicht verhandelt. Die Zapatisten haben verhandelt, und dann das Verhandlungsergebnis ihrer Basis zur Abstimmung gestellt. Diese hat es mit ĂŒberwĂ€ltigender Mehrheit abgelehnt, und dann war es Geschichte. Egal, wie stark die Regierung die VerhandlungsfĂŒhrer unter Druck gesetzt haben mag, es hat ihr nichts genutzt, diese hatten schlicht keinerlei Befugnis fĂŒr andere zu entscheiden.

6 „GefĂ€llt mir“

Auch die Zapatisten haben Sprecher. Die beiden Sprecher des EZLN, heute sind dies die Subcomandantes Galeano und MoisĂ©s, haben im Namen ihrer Gruppe verhandelt. Letztlich hat die Gruppe sich gegen das Verhandlungsergebnis entschieden. Genau, das ist was ich ausdrĂŒcken wollte. Ein selbstloses Agieren der „VerhandlungsfĂŒhrer“ im Interesse der Gruppe. Trotz des von der Gruppe nicht akzeptiertem Verhandlungsergebnis blieben sie Sprecher.

Um verhandeln zu können ist zwingend geboten klare Ziele zu definieren. Klimaschutz an sich ist im Grunde kein konkretes Verhandlungsziel. Zumal der Begriff „Klimaschutz“ zu komplex ist. Er bedarf einer genaueren Beschreibung.
Diese Gruppen wollen nicht verhandeln, sie wollen auf MißstĂ€nde hinweisen. Aber auch diese Gruppen haben „Sprecher“. Sie haben Organisatoren, sie haben eine Infrastruktur. Ohne die geht es nicht.

3 „GefĂ€llt mir“

Aber sie sind nicht hierarchisch organisiert! Darum geht es doch.

Es kommt letztlich aber gar nicht darauf an, Sprecher zu haben oder ReprĂ€sentantinnen. Was die Zapatisten geschafft haben, das haben sie nicht durch Sprecher geschafft. Die EZLN ist ja die Armee der Zapatisten, eine etwas abseits stehende Organisation. Sie war so etwas wie die Keimzelle, sie hat den Aufstand durchgefĂŒhrt. Und sie ist eine militĂ€rische Organisation mit entsprechend hierarchischem Aufbau.
Subcomandante Galeano (1994 Subcomandante Marcos) und Subcomandante Moises (1994 Mayor Moises) sind tatsĂ€chlich militĂ€rische Befehlshaber, die militĂ€rische RĂ€nge innehaben. Das „Sub“ bedeutet aber, dass dieser höchste (!) Rang in der Zapatistischen Armee einer anderen Struktur untergeordnet ist, nĂ€mlich den Comandantes. Und das ist eine Gruppe ziviler AmtstrĂ€ger*innen, die aber durchaus 1994 am Aufstand in nierderen militĂ€rischen RĂ€ngen teilgenommen haben. Was Marcos/Galeano oder Moises im Namen der Zapatisten sagen mĂŒssen sie absegnen.

Aber das ist nicht die eigentliche Struktur, die zapatistische Selbstverwaltung. Die steht außerhalb der EZLN. Sie besteht aus gewĂ€hlten AmtstrĂ€ger*innen, die aber nach ganz anderen Prinzipien basisdemokratische Entscheidungen organisieren (nicht treffen!) als wir das gewohnt sind. Und dieser Prozess beinhaltet sehr viele GesprĂ€che, in der Gruppe. Mit viel Sorgfalt wird hier diskutiert, VorschlĂ€ge erarbeitet, wieder zur Debatte gestellt wenn kein Konsens erreicht werden kann. Ein Konsens bedeutet nicht, dass alle dafĂŒr sind, aber dass alle damit leben können. Dieser Prozess ist m.E. das Entscheidende. In diesem Prozess bilden sich diese armen Bauern gegenseitig. Gegenseitig ist der SchlĂŒssel, niemand ist Lehrer, niemand SchĂŒler. Man erarbeitet das zusammen. Und genau das macht eine horizontale Gruppe aus: Sie ist eine Schule der Demokratie ohne Lehrer. Dabei kommt es nicht so drauf an, um was es vordergrĂŒndig geht.

NatĂŒrlich hat so eine Gruppe eine Struktur. Die ist enorm wichtig, denn nur durch Organisation werden wir stark. Aber dieser Struktur ist eben nicht hierarchisch, denn Struktur und Hierarchie ist ĂŒberhaupt nicht das selbe. Je mehr solcher Gruppen wir aufbauen, und je mehr Menschen begreifen, dass Hierarchien nicht unabdingbar fĂŒr die Organisation großer Gruppen sind desto besser. Hierarchien sind in der Lage, Dinge durchzusetzen, auch schlechte Dinge. Da sie die Entscheidungsgewalt in wenigen Personen konzentrieren, die meist die Konsequenzen der Entscheidungen nicht mal in dem Maße tragen mĂŒssen wie andere, ist es vergleichsweise leicht, Einfluss auf sie zu nehmen, vor allem mit Geld und VergĂŒnstigungen. Die Personen an der Spitze haben Macht, und Macht verĂ€ndert den Charakter und fĂŒhrt in Versuchung. MĂ€chtige neigen dazu, andere zu instrumentalisieren. Und um sich an der Macht zu halten sind andere ZugestĂ€ndnisse und Entscheidungen nötig, als es die Sachlage eigentlich nahe legen wĂŒrde.

6 „GefĂ€llt mir“

Das ist genau der Knackpunkt. In einer Demokratie entscheidet die Mehrheit. Daraus ergibt sich zwingend eine Minderheit, die oft nicht mit den Entscheidungen der Mehrheit leben kann. Insofern erzeugen die in der Demokratie so beliebten Mehrheitsentscheidungen eher einer Diktatur der Mehrheit ĂŒber eine Minderheit.
Betrachtet man zusĂ€tzlich die Ausgestaltung heutiger sog. Demokratien. erhalten wir oft sogar eine Diktatur einer kleinen mĂ€chtigen Minderheit (die sich politische Mehrheiten beschaffen/kaufen kann) ĂŒber die ĂŒbergroße Mehrheit.

3 „GefĂ€llt mir“

besteht per Definition aber erst nur wenn ÂŽMinderheitsrechteÂŽ nicht gewahrt und Belange Anderer eklatant unberĂŒcksicht werden.
So mein VerstÀndnis. Einiges muss man/frau in d. Demokratie immer aushalten.

Sonst stĂŒrmt immer Eine/r das Kapitol.
Immer auf ein Konsens hoffen ist mĂŒssig.

1 „GefĂ€llt mir“

Theorie und Praxis.

Systemisches Konsensieren halte ich fĂŒr besser. BewĂ€hrt sich auch im GeschĂ€ftsumfeld beim Finden von Lösungen.

3 „GefĂ€llt mir“

die genehmste, aber auch nicht immer zielfĂŒhrend (fĂŒr Minderheit!).
Es parafiert eben nur auf denkbar transparentestem Wege die Merheitsentscheidung.

In jedweder soz. Suppe ist ein Haar zu finden.
;- )

Dem Begriff der Diktatur ĂŒber eine Minderheit kann ich wenig abgewinnen. Eine Diktatur impliziert Gewalt, Druck, EinschĂŒchterung und Angst erzeugen.
Wenn durch Diskussion eine Mehrheit, die sich nicht als homogene Gruppe definiert, sich fĂŒr ein Ergebnis entscheidet, kann man doch nicht von einer Diktatur sprechen.
Es ist wichtig, dass die nicht beachtete Minderheitenmeinung akzeptiert wird. Aber auch die Minderheit muss die Mehrheitsmeinung anerkennen.

Schlimm ist, wenn Meinung zur Ideologie und dann zum Dogma wird.
Es ist wichtig nichts zu glauben, alles zu hinterfragen und selbst denken.

3 „GefĂ€llt mir“

Ihr seit m.E. etwas von dem wirklichen Unterschied abgekommen. Vielleicht weil ihr im Kopf den Gedanken nicht los werdet, dass man sich doch irgendwie entscheiden muss, wenn’s funktionieren soll. Dass dann doch besser die Mehrheit entscheidet, was sie will.

Nein, das ist nicht besser. Ob man sich grade jetzt entscheiden muss, wenn ein zufriedenstellender Konsens noch nicht in Sicht ist, das ist doch sehr die Frage. Meinungsbildung ist ein Prozess. Und da fordert es Geduld, wenn man seiner Zeit voraus ist.
Wenn es nicht darum geht, dass ich mich mit meinem Wollen durchsetze sondern dass ich abwÀge, womit ich noch am besten Leben kann, dann wird das meist den komplexen Aufgaben, die immer pro und contra und meist auch was dazwischen und 3 weiter Optionen haben, am besten gerecht.

Ich weiß wohl, dass diese „Wahl des kleineren Übels“ sehr unsexy ist, weil man sich i.d.R. nicht durchsetzt. Aber das nur aus dem eigenen Blickwinkel mit den eigenen Scheuklappen. Und behaupte niemand die habe er nicht.

5 „GefĂ€llt mir“