Ich hab tatsächlich dafür gestimmt. Würde ich heute nicht mehr. Dass es eine Reform des Wahlrechtes bedarf ist auch unter den Bundestagsparteien unstrittig. Zu einem sind Maßnahmen nötig den BT wieder Richtung Sollstärke zu reduzieren und zweitens eben den Wähleri*nnen Stimmen mehr Gewicht zu geben.
Die Forderung von uns bzw. Mehr Demokratie hat meines Erachtens nicht die geringste Chance der Zustimmung im Bundestag.
Der Anreiz an die BT Parteien die Ersatzstimme einzuführen, muss derart gestaltet sein, das die Ersatzstimme der Wähleri*nnen mit einer entsprechend hohen Wahrscheinlichkeit wieder an diese fällt oder nicht zum Tragen kommt.
Das mag den Verfechteri*nnen für mehr Repräsentanz der Stimmen zwar nicht gefallen, würde aber dazu führen, dass sich die Chance für Kleinparteien zumindest die Finanzierungshürde überspringen zu können, signifikant erhöht.
Hinzu kommt, dass man sich ein durchaus komplexes Auszählungsverfahren erspart und auch mangels Verständnis der Wähleri*innen eine möglicherweise deutliche Zunahme von falschen Wahlzetteln vermeidet.
Wenn man also von der Annahme ausgeht, dass die Wähleri*nnen ihre Stimmen strategisch abgeben und somit Kleinparteien trotz eines Programms, welches Ihnen mehr zusagt, nicht wählen, weil Sie Ihre Stimme im BT vertreten sehen wollen, gilt dies wohl noch mehr für die Ersatzstimme.
D.h. diese Ersatzstimme wird mit einer noch größeren Wahrscheinlichkeit an Parteien gehen, deren Einzug ins Parlament mehr oder weniger gewiss ist.
Wähleri*nnen die die etablierten Parteien wählen werden erst gar nicht auf die Idee kommen die Ersatzstimme einzusetzen. Nur Mal so am Rande bemerkt.
Wähleri*nnen, welche Ihre Ersatzstimme einer Partei geben, die trotz Ersatzstimme die 5% Hürde nicht überschreitet, müssen wie in der Vergangenheit damit leben, dass Ihre Stimme nicht im Parlament ist. Es ändert sich für diese Wähleri*nnen somit zunächst nichts.
Eine Wahlrechtsreform „Ersatzstimme light“ hätte meiner Ansicht nach als erster Schritt eine deutlich höhere Erfolgschance im BT, da das „Risiko“ für die etablierten Parteien überschaubar bzw. akzeptabel ist