Original Veröffentlichung: Ende der BehindertenwerkstÀtten | DEMOKRATIE IN BEWEGUNG - DiB
Die Strukturen von WerkstĂ€tten in Deutschland sind nicht inklusiv und bereiten niemanden auf den regulĂ€ren Arbeitsmarkt vor. BehindertenwerkstĂ€tten dĂŒrfen nicht zur Dauerlösung werden. Daher fordern wir, endlich die Voraussetzungen fĂŒr einen inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen.
Ein zentrales Anliegen der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Aufhebung von ausgrenzenden Sonderwelten in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Bildung und die Umsetzung des Rechts auf vollumfÀngliche Teilhabe an und in der Gesellschaft. Deutschland hat die Konvention 2009 in Kraft gesetzt. Damit sollten auch die ArbeitsplÀtze in WerkstÀtten verringert sowie die Menschen verstÀrkt in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden.
Die BehindertenwerkstÀtten werden aber nicht abgeschafft, vielmehr steigt deren Anzahl sogar. Im Jahr 2018 gab es 736 BehindertenwerkstÀtten in Deutschland, mit insgesamt 2.884 Standorten, 2002 waren es noch 668 WerkstÀtten. Mittlerweile sind mehr als 300.000 Menschen mit Behinderungen in einer Werkstatt beschÀftigt.
Arbeit in Vielfalt ist möglich und muss zur SelbstverstĂ€ndlichkeit werden. Wir fordern dazu AufklĂ€rung, staatliche UnterstĂŒtzung fĂŒr angemessene Vorkehrungen und Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen. Es fehlt nach wie vor bei allen im Bundestag vertretenen Parteien am politischen Willen, zu investieren.
Auch in 2021 wird den Menschen mit Behinderungen in der EU immer noch systematisch das Recht auf Arbeit vorenthalten. Lediglich 50,6% der Menschen mit Behinderungen haben europaweit eine regulÀre Arbeit. De facto ist die Zahl noch deutlich niedriger, denn in dieser Zahl sind ArbeitsplÀtze in WerkstÀtten eingerechnet.
Deshalb mĂŒssen BehindertenwerkstĂ€tten, die nicht der UN-Behindertenrechtskonvention entsprechen, aufgelöst werden. Mindestlohn und sozialer Schutz sowie der Arbeitnehmer*innenstatus muss auch fĂŒr Menschen in WerkstĂ€tten gelten. Insbesondere Deutschland muss endlich vorangehen, denn die Bundesrepublik ist europaweiter Spitzenreiter bei den WerkstĂ€tten.
Wir wissen, wie diskriminierend die Arbeitssuche fĂŒr Menschen mit Behinderungen meistens ist. Das liegt nicht nur an der Arbeitswelt, sondern am grundsĂ€tzlichen Problem, dass viele Menschen mit Behinderung von klein auf abgeschottet werden und nicht sichtbar sind. Daher muss endlich eine ĂŒbergreifende Antidiskriminierungs-Richtlinie durchgesetzt werden, die in allen Lebensbereichen der EU wirksam wird. Der Entwurf dieser Richtlinie wird inzwischen seit ĂŒber 12 Jahren im Rat blockiert â auch von Deutschland. FĂŒr die EU als âHĂŒterin der Menschenrechteâ ein absoluter Skandal.
DEMOKRATIE IN BEWEGUNG hat seit der GrĂŒndung eine feste Vielfaltsquote in ihren Gremien verankert und stellt damit sicher, dass auch Menschen mit Behinderungen in allen entscheidenden Positionen vertreten sind. Das sollte in allen gesellschaftlichen Bereichen eingefĂŒhrt werden, damit Inklusion nicht nur ein Wort bleibt.