Antisemitismus geht uns alle an – heute mehr als je zuvor

Warum ist es in Deutschland so schwer, einfach zu sagen wir sind gegen Diskriminierung und fĂŒr Toleranz?

Eigentlich ist damit doch alles gesagt.

Warum muss man immer nochmal genau erklÀren, wer ganz speziell nicht diskriminiert werden darf oder soll, ist das nur in Deutschland so, oder gibt es das auch in anderen LÀndern?

Aus aktuellem Anlass:

http://www.ardmediathek.de/Anne-Will/Skandal-um-Echo-Verleihung-Attacke-auf-/Das-Erste/Video?bcastId=328454&documentId=51862068

Vielleicht, weil Diskriminierung oft nicht als solche erkannt wird. Und weil mancher sich zu gerne mit einem „das wird man doch mal sagen dĂŒrfen“ auf seine Meinungsfreiheit beruft.

Also erstmal gibt es sehr unterschiedliche Arten von Diskriminierung und von Diskriminierten. Zu sagen, es ginge darum, dass VerbĂ€nde gegen Diskriminierung ihre „Existenzberechtigung“ daraus ableiten, finde ich ein ziemlich starkes StĂŒck - sowohl fĂŒr die Diskriminierten als auch fĂŒr jene, die sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie, usw. engagieren. Und der Kampf gegen den wieder anwachsenden Antisemitismus - 73 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft - ist ganz sicher kein ĂŒberflĂŒssiges Anliegen.

Deinen Vorwurf eines „Fakes“, was den Vorfall am Prenzlauer Berg betrifft, kann ich ĂŒberhaupt nicht nachvollziehen. Dass der junge Mann selbst kein Jude, wohl aber ein Israeli war, hat er selbst nie verheimlicht und das war auch recht schnell in der Presse zu lesen. Das Ă€ndert aber nichts daran, dass er bei dem Angriff fĂŒr einen Juden gehalten wurde. Er hatte die Kippa von einem Freund geschenkt bekommen und er ging davon aus, er könne sie gefahrlos tragen, wollte das seinem Freund sogar beweisen. Du stellst das ganze sogar als bewusste FĂ€lschung hin, ohne dass es irgendwelche Indizien dafĂŒr gĂ€be - und das finde ich wirklich heftig. Der Vergleich mit der bewusst gefĂ€lschten EntfĂŒhrung und Vergewaltigung durch russische Medien ist wirklich sehr daneben gegriffen. Solche VorfĂ€lle finden ĂŒbrigens sehr hĂ€ufig statt, nur hat selten jemand die Gelegenheit oder Geistesgegenwart, das zu filmen - und das gibt dann eben keine Presse.

Ich finde es wichtig, dass wir hier im GesprÀch bleiben und diskutieren, was wir tun können, damit sich in unserem Land niemand wegen seiner IdentitÀt, seines Glaubens, seiner Hautfarbe oder seiner sexuellen Orientierung verstecken muss. Aber dass Du hier Diskrimierung auf diese Art relativierst, ist schon sehr traurig. So etwas bin ich bei DiB wirklich nicht gewohnt.

1 „GefĂ€llt mir“

Ich erinnere mal eben auch an den TĂŒrken Ali, der unter prekĂ€ren VerhĂ€ltnissen als „Gastarbeiter“ ausgebeutet wurde und hinter dem sich der Autor GĂŒnter Wallraff verbarg. Wenn es der Wahrheit dient, sind solche kleinen Tricks durchaus i. O.

Ein Fake wÀre es gewesen, hÀtte der Angegriffene die Sache zuvor mit dem TÀter abgesprochen und in Szene gesetzt. Doch das war offensichtlich nicht der Fall.

„Als sie die Juden beschimpften und angriffen, habe ich geschwiegen
“ - eben das wollen wir uns einmal nicht vorwerfen mĂŒssen. Oder wen es sonst auch immer trifft. Dagegen klare Position zu beziehen, sollte selbstverstĂ€ndlich sein. Letztlich tun wir dies auch irgendwie fĂŒr uns.

1 „GefĂ€llt mir“

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